Von Fabian Raschke

Wann Sie einen Apostroph schreiben – und wann nicht

Dass der Apostroph gerne einmal an Stellen benutzt wird, an denen er nichts zu suchen hat, darüber habe ich vor einiger Zeit in meinem Artikel „Das Genitiv-S und der Apostroph“ geschrieben. Doch manchmal geschieht es auch umgekehrt und der Apostroph wird eingespart an Stellen an die er, damit es leichter lesbar ist, hin müsste. So wie ich es vor ein paar Tagen gesehen habe.

© FM2_Fotolia.de

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Ich fuhr, entspannt im Zug sitzend, an einer Spedition vorbei. Da fiel mir auf einmal deren Slogan ins Auge – und irritierte mich. Auf mehreren Güterwagons prangte schön groß unter dem Logo der Firma der Slogan „Wir bringens“. Ganz ohne Apostroph.

Ja, ich weiß, streng genommen ist das kein Fehler, weil man bei der umgangssprachlichen Verschmelzung zwischen „es“ und einem Verb den Apostroph weglassen darf. Aber ich finde es bei einem offiziellen Slogan schon sehr irritierend, wenn an der Stelle ein Apostroph fehlt. Denn mit Apostroph ist es einfach leichter lesbar (finde ich). Denn das „s“ gehört nicht mehr zum Verb, sondern ist die abgekürzte Form von „es“. Ausgeschrieben hieße der Slogan nämlich „Wir bringen es“.

Wann setzt man nun einen Apostroph?

Das Wort Apostroph stammt aus dem Griechischen und heißt vertreiben bzw. verdrängen. Und genau das macht ein Apostroph. Es stellt sich an die Stelle, an der normalerweise andere Buchstaben stehen würden. Der Apostroph ist also ein Auslassungszeichen und zeigt an, dass hier etwas weggelassen wurden.

Allerdings wird der Apostroph nur gesetzt, wenn damit kenntlich gemacht wird, dass es hier eine Abweichung von der ansonsten grammatikalisch korrekten Form gibt.

Zum Beispiel:

  • Kurfürstendamm > Ku’damm
  • Düsseldorf > D’dorf

Hier wird ein bekanntes Wort abgekürzt und dies beim Schreiben mit dem Apostroph kenntlich gemacht.

Man setzt auch ein Apostroph, wenn man gesprochene Sprache schriftlich machen möchte. Daher gehört ein Apostroph auch bei Formen hin wie

  • Wir schaffen es > Wir schaffen’s
  • Nimm dir eine andere Flasche > Nimm dir ´ne andere Flasche.

Und wann setzt man keinen Apostroph?

Allerdings: Kein Apostroph wird bei der allgemein üblichen Verschmelzung von Präpostion und Artikel gesetzt.

  • Farbe für das Haus > Farbe fürs Haus
  • Alles rund um das Büro > Alles rund ums Büro

Auch bei der umgangssprachlichen Verschmelzung von Verb und dem Pronomen „es“ darf der Apostroph wegfallen – wie es in dem oben genannten Slogan geschehen ist. Es ist jedoch verbreitet das wegfallende E durch einen Apostroph zu ersetzen. Denn es macht es leichter, den Inhalt des Geschriebenen zu erfassen.

Und, ganz wichtig, man setzt keinen Apostroph beim Plural-S oder beim Genitiv-S.

Exkurs: Der Apostroph beim englischen Genitiv-S – auch eine Auslassung

Und, ja, auch beim englischen Genitiv-S kennzeichnet der Apostroph eine Auslassung. Früher wurde im Englischen der Genitiv mit –es gebildet. So wie im Deutschen in der (heute inzwischen veralteten) des Genitives ;-). Während im Deutschen das E vor dem Genitiv-S still und heimlich weggefallen ist und nun nicht mehr markiert wird, wurde der Apostroph als Auslassungszeichen im Englischen beibehalten. Unter anderem wohl auch, weil er es leichter macht den Genitiv vom Plural zu unterscheiden.

Ach ja, noch was: Wie man einen Apostroph schreibt

Ich selbst habe es jahrelang falsch geschrieben, bis ich darauf aufmerksam gemacht wurde, wie man es richtig schreibt: Der Apostroph wird mit shift + #-Taste geschrieben. Nicht mit der Akzent-Taste neben der ß-Taste.

Edit:

Apostrophe sind männlich

Eine der besten Sachen an diesem Blog ist, dass ich selbst immer wieder soviel dazu lerne. Denn es heißt tatsächlich „der“ Apostroph und nicht „das“, wie ich bisher glaubte und beim Schreiben immer noch gerne verwende.

 

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