Von Franziska Nauck

Wörter wiederholen verboten? Nicht unbedingt.

Es gibt wenige Regeln zu gutem Schreibstil, an die wir uns aus Schulzeiten erinnern. Doch eine Regel scheint sich bei den meisten Menschen eingebrannt zu haben: das „Verbot“ von Wiederholungen.

Daher erleben wir immer wieder, wie Schreibende krampfhaft nach Synonymen für ein Wort suchen, nur um es nicht zu wiederholen. So kommt es dann zu Formulierungen wie dieser:

„Elefanten werden in Indien häufig als Attraktion auf traditionellen Hochzeiten eingesetzt. Dabei sind die riesigen Dickhäuter großem Stress ausgesetzt … Nicht selten kommt es im Trubel zu folgenreichen Unfällen mit unseren grauen Giganten.“

Dickhäuter, graue Giganten – ganz schön umständlich, nur um nicht noch einmal Elefanten schreiben zu müssen. Statt den Text schöner und abwechslungsreicher zu machen, wird hier mit abgegriffenen Formulierungen dick aufgetragen. Das wirkt einfach aufgesetzt.

Doch wann ist es sinnvoll, nach einem Synonym zu schauen – und wann ist es gar geboten, Wörter oder Formulierungen zu wiederholen?

Wiederholungen sind gut

1. in Fachtexten

Wenn in einem Text von der „Transformation“ die Rede ist und im nächsten Satz darauf Bezug genommen wird, sollte dort auch wieder „Transformation“ als Fachbegriff stehen und nicht auf einmal „Wandel“ und im nächsten Satz „Umbruch“ etc.

Haben Sie in diesem Fall keine Scheu, immer denselben Begriff zu benutzen, selbst wenn er in mehreren Sätzen hintereinander vorkommt. Präzision und Eindeutigkeit haben hier absolut Vorrang. Sonst besteht die Gefahr, die Lesenden zu verwirren. Gerade in Fachkontexten geht es häufig um Nuancen bei den Begriffen. Die Lesenden – ja, ich darf das Wort hier noch einmal wiederholen – sollen sich niemals fragen müssen: „Ist damit immer noch dasselbe gemeint oder spricht die Autorin hier über etwas anderes?“

2. in Bedienungsanleitungen

Hier ist es ganz ähnlich wie in Fachtexten: Dieselbe Sache wird mit demselben Wort bezeichnet. Da darf auch viermal hintereinander vom Ein- und Ausschalter die Rede sein. Wenn dies dem Ablauf der Bedienung entspricht, dann ist das sinnvoll und geboten.

3. wenn es um Personen – oder Elefanten 😉 – geht

So dürfen Sie ruhig öfter im Text den Namen eines Menschen (oder die Bezeichnung für ein Tier) verwenden. Sie können also ruhig immer wieder Michaela Meier schreiben und müssen aus ihr nicht krampfhaft die Mutter zweier erwachsener Töchter oder die gestandene Geschäftsfrau machen, es sei denn, diese Informationen tragen etwas zur Geschichte bei, sind wichtig für Ihr Thema.

4. wenn der Leser eine bestimmte Sache dringend beachten soll

Hier dient die Wiederholung als Lesehilfe. Natürlich wiederholen Sie die Sache nicht wortgleich, sondern formulieren sie auf verschiedene Weisen. Das hat den Vorteil, dass der Leser sich länger mit dem Gedanken beschäftigen kann und ihn sich so leichter einprägt.

Beispiel:

Bitte beachten Sie unsere Rücksendefrist bis Ende Juni. … Senden Sie uns das Formular bitte bis zum 30. Juni unterschrieben zurück.

5. als Stilmittel

Wiederholungen wirken verstärkend. Das Gelesene prägt sich dadurch besser ein.

Wiederholungen am Satzanfang nennt man Anapher, Wiederholungen am Satzende Epipher (was ich gerade durch eine Anapher verdeutliche). Beide haben, wie übrigens jede Wiederholung, eine verstärkende Wirkung. Das Gelesene prägt sich dadurch besser ein.

Besonders beliebt sind Wiederholungen, die in (meist drei) Schritten zu einer Schlussfolgerung oder einem Höhepunkt führen.

Beispiel:

An alle, die gerne den Sonnenaufgang beobachten.
An alle, die gerne in Ruhe frühstücken.
An alle, die gerne den Tag mit Zeit für sich beginnen.

Lasst uns gemeinsam den Morgen zurückerobern.

Wiederholungen bewusst einsetzen

Wiederholungen, die ohne guten Grund vorkommen, sollten Sie vermeiden (und genau dies ist mit der Regel aus Schulzeiten gemeint). Diese Wiederholungen deuten auf mangelnde Sorgfalt (Sie haben Ihren Text nicht noch einmal überarbeitet) oder auf fehlenden Wortschatz hin (Ihnen ist einfach keine Variation, kein Synonym eingefallen).

Beispiel:

Nicht nur die Leistungsempfänger und die entsprechenden Ausgaben der Kommunen sollten wir betrachten, sondern auch die entsprechenden Einnahmen durch Steuern. All das muss entsprechend transparent dokumentiert werden.

Für eine Rohfassung ist das in Ordnung. In der Überarbeitung Ihres Textentwurfs sollten Sie die überflüssigen Wiederholungen streichen und dafür andere Wörter finden – oder, wie in diesem Beispiel, einfach weglassen.

Viel Spaß dabei und: Schicken Sie uns gern Ihre Beispiele und Fragen.

Herzlichst,

Franziska Nauck und Nadja Buoyardane

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