Von Franziska Nauck

Weniger Fehler – 6 Tipps, wie Sie Ihre eigenen Texte besser Korrektur lesen

Gerade bin ich, Franziska, in den letzten Zügen eines Lektorats – ein Buch von 500 Seiten.

Inzwischen sind wir im vierten Durchgang. Das ist nicht ungewöhnlich für das Lektorat und Korrektorat eines Buches. Doch bei jedem Projekt bin ich aufs Neue erstaunt, verblüfft, um nicht zu sagen schockiert, dass, egal wie oft das Lektoratsteam hineinliest, wir immer noch Fehler finden. Gut, inzwischen sind es meist nur noch Fehlerchen, aber immerhin: Es gibt Dinge, die bis zum vierten Durchgang übersehen wurden.

Und ich ahne es: Höchstwahrscheinlich wird mir – ohne den Fehlerteufel an die Wand malen zu wollen – beim Blick ins frisch gedruckte Buch sofort ein Fehler ins Auge springen. Null Fehler in einem Buch, das ist unmöglich, einfach weil wir Menschen sind.

Dabei handelt es sich bei diesem Buch noch nicht einmal um einen Text, den ich selbst geschrieben habe, sondern um einen fremden. Einen eigenen Text Korrektur zu lesen, ist noch viel schwieriger. Wir übersehen noch viel mehr. Einfach weil wir betriebsblind sind. Weil wir ja wissen, was dort stehen soll. Und weil unser Gehirn den Text daher automatisch so liest, wie es eigentlich dort stehen soll: fehlende Wörter ergänzt, Buchstabendreher überliest usw.

Deshalb ist es am besten, wenn Sie Ihren Text von einer außenstehenden Person lesen lassen. Aber diese ist nicht immer greifbar. Was tun?

Mit diesen 6 Tipps können Sie die „Fehlerfind-Quote“ in Ihren eigenen Texten erhöhen:

 

1. Gewinnen Sie Abstand von Ihrem Text

Sie haben Ihren Text bereits inhaltlich und strukturell überarbeitet. Jetzt geht es darum, den Text feinzupolieren und auf Fehler zu prüfen. Doch bevor Sie dies tun, machen Sie eine Pause! Mindestens eine Kaffee- oder Teepause, noch besser ist es, wenn eine Nacht dazwischen liegt. Durch die Pause schaffen Sie eine gewisse Distanz und sehen Ihren Text noch einmal mit frischeren Augen.

2. Drucken Sie Ihren Text aus und lesen Sie ihn auf dem Papier

Keine Papierverschwendung, sondern notwendig: Drucken Sie Ihren Text auf jeden Fall aus, bevor Sie ihn Korrektur lesen. Wir lesen am Bildschirm viel oberflächlicher und übersehen viel mehr Fehler als auf Papier. (Machen Sie die Probe. Lesen Sie einen Text erst einmal am Bildschirm Korrektur und drucken Sie ihn dann noch mal aus. Wir sind sicher: Sie finden noch Fehler.)

Außerdem haben Sie Ihren Text ja – wenigstens zuletzt – am Computer verfasst. Allein schon durch den Wechsel des Mediums und das dadurch bedingte andere Erscheinungsbild Ihres Textes können Sie einen Teil Ihrer Betriebsblindheit austricksen. Außerdem können Sie auf Papier einfach herumkritzeln, blättern, Pfeile von hier nach da zeichnen, etwas an den Rand schreiben – das ist unkompliziert und geht schnell. Im nächsten Schritt übertragen Sie Ihre Änderungen einfach in Ihre Textdatei.

3. Ändern Sie Schriftart, Schriftgröße, Zeilenabstand – damit der Text fremd aussieht

Bevor Sie Ihren Text ausdrucken, bringen Sie ihn in eine andere Form: Machen Sie aus Blocksatz Flattersatz („linksbündig“), aus 1,5-zeiligem Abstand 2-zeilig, legen Sie einen breiten Rand an, verändern Sie die Schriftart und Schriftgröße. So verfremden Sie den Text und er liest sich quasi „wie neu“.

4. Trennen Sie Lektorat und Korrektorat – Multitasking funktioniert nicht

Konzentrieren Sie sich beim Durchlesen immer nur auf eine Sache. Inhalt und Struktur haben Sie bereits überarbeitet. Nun geht es um Formulierungen und Satzbau: Liest sich der Text insgesamt flüssig? Sind die Übergänge geglättet? Wiederholen Sie immer wieder dieselben Wörter? Notieren Sie sich dies am Rand. Klar, wenn Ihnen in diesem Durchgang bereits nebenbei ein Fehler auffällt, kennzeichnen Sie diesen natürlich.

5. Lesen Sie Ihren Text laut

Lesen Sie, wenn es die Umstände erlauben, Ihren Text laut. Das gibt noch einmal eine andere sinnliche Dimension. Sie nehmen den Text über mehrere Sinne wahr und damit auch die Unstimmigkeiten oder Fehler darin. Diese Methode deckt sehr gut einen holprigen Textrhythmus oder zu lange Sätze auf. Sie werden automatisch versuchen, flüssiger zu formulieren.

6. Konzentrieren Sie sich zum Schluss nur noch auf das Korrektorat

Geben Sie nun die Änderungen aus dem ersten Lektorats-Durchgang in Ihre Textdatei ein. Drucken Sie den Text erneut aus.

Jetzt schließen Sie ein reines Korrektorat an. Das heißt, Sie haben nur noch Rechtschreibung, Grammatik und Zeichensetzung im Fokus. Bei längeren Texten braucht es hier häufig mehrere Durchgänge (Sie erinnern sich an mein aktuelles Buchprojekt ;-)).

Gerade wenn es ums Vereinheitlichen von Schreibweisen geht, ist es sinnvoll, viele einzelne Durchgänge zu machen. Wollen Sie z. B. „des Projekts“ schreiben oder „des Projektes“? Beides ist richtig, aber Sie sollten eine Schreibweise konsequent durchhalten. Die „Suche“-Funktion macht solche Vereinheitlichungen sehr komfortabel. Wenn Sie allerdings versuchen, auf alles gleichzeitig zu achten, werden Ihnen garantiert solche Uneinheitlichkeiten durch die Lappen gehen.

Wie überarbeiten Sie Ihre Texte? Haben Sie Kniffe, die Sie uns verraten wollen? Was funktioniert besonders gut? Wir freuen uns auf Ihr Feedback und wünschen Ihnen den Adlerblick auf Ihren nächsten Text.

Herzlichst,

Franziska Nauck und Nadja Buoyardane

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