Von Franziska Nauck

So kommt Ihre Botschaft an – Texte auf die Lesenden ausrichten

Kennen Sie das? Sie schreiben über Ihr Fachthema und kommen vom Hölzchen aufs Stöckchen. Sie erwähnen diesen Aspekt und jenen und – halt! – wenn Sie Aspekt B aufführen, dann müssen Sie ja noch Aspekt C, D, E, F, G, H beschreiben und natürlich die einzige Ausnahme detailliert ausbreiten, damit Ihnen niemand fachliche Ungenauigkeit vorwerfen kann.

Am Ende könnten Sie Ihren Text vermutlich als Promotion einreichen – nur Ihren angezielten Leser, den haben Sie schon nach dem dritten Absatz verloren.

Fachinhalte allgemeinverständlich, interessant und klar darzustellen, ist für viele Teilnehmende das dringendste Ziel in unseren Seminaren.

Wechseln Sie die Perspektive: Was interessiert Ihre Leser?

Tatsächlich gibt es viele Berichte, Gutachten, Produktbeschreibungen, die fachlich korrekt geschrieben sind – und dabei komplett an der Leserschaft vorbeigehen.

Dies liegt oft nur zum Teil an einem zu komplizierten Schreibstil, zu langen Sätzen, Nominalstil, zu viel Passiv etc. Ein anderer Punkt ist mindestens genauso wichtig: wenn nämlich der Schreibende den Text nur aus seiner Expertenperspektive sieht. Sich darauf konzentriert, alles in den Text zu packen, was für ihn wichtig ist.

Jemand, der jedoch nur Halbexperte oder sogar kompletter Laie ist, hat eine andere Perspektive auf das Thema. Und andere Fragen, die durch den Text beantwortet werden sollen.

Wie gelingt der Perspektivenwechsel?

1. Werden Sie sich zunächst darüber klar, was Sie mit dem Text erreichen wollen

Wollen Sie informieren, überzeugen oder gar eine Handlung auslösen?

Meist geht es im beruflichen Kontext nicht um reine Wissens- oder Informationsvermittlung, sondern darum, die Leser zu einer bestimmten Handlung zu motivieren.

Ein Beispiel:

Angenommen, Sie entwickeln eine Software, die die Rechnungsstellung für Unternehmen erleichtert. Mit Ihrem Text wollen Sie Ihre Leser nicht nur informieren, wie die Software funktioniert, sondern davon überzeugen, diese Software in ihrem Unternehmen einzusetzen, sprich: zu kaufen.

 

2. Stellen Sie sich Ihren Leser, Ihre Leserin vor

Nun überlegen Sie sich: Wer soll Ihren Text später einmal lesen? Was ist der Hintergrund der Zielperson? Welches Wissen können Sie voraussetzen – und welches nicht?

Meist sind diejenigen, die darüber entscheiden, ob eine neue Buchhaltungssoftware angeschafft wird, die Geschäftsführung oder die Buchhaltungsabteilung. Also keine IT-Experten.

Um Ihr Kommunikationsziel zu erreichen – ganz gleich, ob Sie überzeugen oder nur informieren wollen –, müssen Sie Ihren Text deshalb auf deren Informationsbedürfnisse ausrichten.

 

3. Bringen Sie Ihr Kommunikationsziel und die Perspektive Ihrer Leser zusammen

Nun fragen Sie sich selbst: Was überzeugt die Geschäftsführung oder die Buchhaltung, eine neue Software anzuschaffen?

Geschäftsführerinnen, Ökonominnen und / oder Buchhalter wollen wissen, welche Arbeiten die Software erleichtert und welche Probleme, die sie haben, damit gelöst werden können.

Sie wollen (und brauchen) nicht jedes winzige technische Detail zu erfahren und müssen auch nicht wissen, mit welcher Programmiersprache Sie ein Problem gelöst haben.

Sammeln Sie die unausgesprochenen Leserfragen

Stellen Sie sich Ihre Zielperson vor und überlegen Sie, was sie von Ihrem Text erwartet. Betrachten Sie dabei Ihren Text als einen Dialog mit dem Leser, der Leserin. Was wäre, wenn Sie jemandem auf einer Veranstaltung von Ihrer Software erzählen würden? Welche Fragen würde Ihnen die Person stellen?

Schnappen Sie sich einen Stapel Karteikarten und schreiben Sie diese (unausgesprochenen) Leserfragen einzeln auf Ihre Karten – wild durcheinander, wie Sie Ihnen gerade in den Sinn kommen.

Genau diese Fragen müssen Sie in Ihrem Text beantworten. Vielleicht schreiben Sie deshalb die Antworten gleich in Stichpunkten auf die Rückseite der Karte.

Wenn Ihnen keine Fragen mehr einfallen, sortieren Sie Ihre Karten. Legen Sie sie auf Ihren Schreibtisch, auf den Boden oder befestigen Sie sie mit Magneten an einer Tafel. Schieben Sie solange herum, bis Sie eine schlüssige Struktur entwickelt haben.

Zum Abschluss: Feedback auf Ihre Struktur

Und jetzt kommt der Clou: Holen Sie sich schon an dieser Stelle Feedback. Erzählen Sie einer Kollegin(, die am besten nicht allzu tief in der Materie drin ist), was Sie in Ihren Text schreiben wollen und zwar in der Reihenfolge, in der Sie es schreiben wollen.

Bitten Sie sie, darauf zu achten, ob Ihre Argumentation schlüssig ist, wo etwas fehlt, wo sich Punkte doppeln und wo vielleicht (noch) Dinge aufgeführt sind, die den Leser gar nicht interessieren. – Je nach Textlänge kann das in zehn bis fünfzehn Minuten erledigt sein. – Auf dieser Basis ergänzen Sie, streichen Sie oder strukturieren Sie um.

Mit diesem Feedback können Sie nun selbstbewusst an die erste Textfassung gehen.

Probieren Sie es aus und schreiben Sie uns von Ihrer Erfahrung!

Herzlichst

Nadja Buoyardane und Franziska Nauck

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