Von Nadja Buoyardane

Sind Sie ein Besserwisser? – Drei Dinge, die Sie beim Feedbackgeben unterlassen sollten

Liebe Leserin, lieber Leser,

vor ein paar Wochen haben wir darüber geschrieben, was Sie tun sollten, wenn Sie konstruktives Feedback geben wollen. Heute geben wir Ihnen drei Tipps, was Sie LASSEN sollten.

1. Geben Sie kein Feedback, wenn der:die andere nichts mehr ändern kann

Stellen Sie sich folgende Situation vor: Ihr Flyer ist frisch aus der Druckerei gekommen. Sie schicken ihn stolz herum und bekommen das Feedback, Ihr Slogan sei zu schwach.

Oder, andere Situation, Sie sollen in einer Viertelstunde eine Präsentation vor 200 Leuten halten – und jemand kritisiert in letzter Sekunde Ihre Argumentationsführung und die Optik der Präsentation. Wie würden Sie sich fühlen?

Ja, genau so. Und genau so fühlt sich Ihr Gegenüber, wenn Sie ihm:ihr Feedback geben, das er:sie nicht mehr umsetzen kann. Wenn nichts mehr zu ändern ist, verbessert Ihr Feedback die Situation nicht. Im Gegenteil: Die andere Person fühlt sich jetzt zusätzlich noch verunsichert.

Daher behalten Sie in solchen Situationen Ihre Kritik besser für sich, auch wenn es Ihren inneren Besserwisser zerreißt.

Kurz gesagt: Wenn es nicht Ihr Job ist oder Sie nicht explizit gefragt werden, geben Sie kein negatives Feedback auf abgeschlossene Texte oder Projekte. Es sei denn, es handelt sich um etwas, was auch für die weitere Arbeit des anderen relevant ist. Zum Beispiel weil jemand ein bestimmtes Wort immer und immer wieder falsch schreibt.

2. Versuchen Sie nicht, witzig zu sein

Ihr Projektbericht war genau das, was ich nach einer stressigen Woche gebraucht habe, um zur Ruhe zu kommen: Nach zwei Seiten war ich eingeschlafen.“ Auch wenn der Bericht langweilig und zäh wie Kaugummi war: Versuchen Sie nicht, dies auf eine witzige Art zu sagen.

John Vorhaus, ein amerikanischer Drehbuchautor, definiert Humor in seinem Buch „Handwerk Humor“ als Wahrheit und Schmerz. Er sagt damit gleichzeitig genau, warum Sie Humor beim Feedback geben am besten weglassen: Um es witzig zu sagen, müssen Sie den Schmerzpunkt treffen. Und genau das wollen Sie ja nicht. Ziel ist schließlich immer ein konstruktives, motivierendes Feedback.

Geben Sie stattdessen das Feedback auf eine möglichst sachliche Art.. Denn beim Feedbackgeben geht es nicht darum, sich selbst als besonders geistreich oder intelligent darzustellen. Es geht darum, dass der oder die andere motiviert und ohne (seelische) blaue Flecken herauskommt.

Wenn der Bericht so langweilig war, dass Sie darüber fast eingeschlafen sind, schreiben Sie konkret, warum dies für Sie so war:

Zum Beispiel so:

Ich fand es schwierig, dem Bericht zu folgen. Immer wieder habe ich gemerkt, dass ich beim Lesen mit meinen Gedanken abschweifte. Dies geschah besonders, wenn in einem Absatz viele Formulierungen vorkamen, die man sehr häufig liest und die dadurch austauschbar werden. Oder wenn die Sätze zu lang und verschachtelt waren. Vielleicht könnten hier präzisere Formulierungen helfen, außerdem kürzere Sätze und konkretere Beispiele.

3. Setzen Sie nicht Ihre eigenen Maßstäbe an

Seien wir ehrlich: Manchmal hat man den Eindruck, der Feedbacknehmer hätte sich ruhig ein bisschen mehr Mühe geben können.

Dann möchte man vielleicht am liebsten den Bericht dem anderen mit lautem Knall wieder auf den Schreibtisch werfen und sagen: „Ich habe überhaupt keine Ahnung, wie du auf diese Zahlen kommst. Mach das nochmal!“ oder „Ich verstehe absolut nicht, was du mit diesem Text sagen möchtest.“

Hier spielt häufig das Ego eine große Rolle. Wir sind enttäuscht, weil wir glauben, unsere Kollegin habe etwas mal schnell heruntergeschludert. Sind überzeugt, wenn sie gewollt hätte, dann hätte sie sich mehr Zeit genommen. Kurz: Wir haben ein anderes Niveau erwartet.

Doch was ist, wenn sie sich tatsächlich nicht besser oder klarer ausdrücken kann? Sich verrechnet hat, einen umständlichen Lösungsweg gewählt hat, weil sie es nicht besser wusste?

Wichtig beim Feedbackgeben: Lassen Sie sich auf das, worauf Sie Feedback geben, ein – auch wenn es Sie Mühe und auch Zeit kostet. Gehen Sie zunächst einmal davon aus, dass Ihr Gegenüber sein Bestes gegeben hat.

Besinnen Sie sich auch hier auf die „Dos“ (können Sie in unserem Artikel „Du kannst nur meckern“ nachlesen) und geben Sie ganz konkret Feedback, ab wann z. B. der Text unverständlich wird, wo Sie den Berechnungen nicht mehr folgen können oder zu einem anderen Ergebnis kommen. Illustrieren Sie anhand von ein oder zwei Absätzen beispielhaft, was Sie meinen.

Und falls Sie wirklich einmal einem ganzen Text, einer ganzen Berechnung nicht folgen können, schreiben Sie offen, warum es Ihnen nicht gelingt:

„Ich habe versucht, deinen Text zu verstehen. Doch bereits ab Absatz 2 kann ich deiner Argumentation nicht mehr folgen. Du erwähnst Punkt A, gehst dann zu B und von dort zu T. Hier verliere ich deinen Faden. Kannst du mir deine Position erklären?“

Spätestens hier ist dann tatsächlich der Wechsel ins Mündliche ratsam. Dabei kann sich durchaus zeigen, dass Ihre Kollegin genau weiß, wovon Sie spricht, aber daran scheitert, es schlüssig aufs Papier zu bringen.

Falls dies der Fall ist, empfehlen wir unser Schreibcoaching. Dabei begleiten wir unsere Coachees Schritt für Schritt durch den Schreibprozess. Während der Arbeit an ihrem Text vermitteln wir unseren Coachees wie sie ihre Gedanken klar und verständlich zu Papier bringen und damit ihre Leser erreichen. (Mehr dazu stellen wir Ihnen gerne persönlich vor. Machen Sie einfach einen Gesprächstermin mit uns aus. Kostenlos und unverbindlich.)

Welche Erfahrungen haben Sie beim Feedbackgeben gemacht? Schreiben Sie uns.

Herzlichst

Nadja Buoyardane und Franziska Nauck

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