Ich bin ja immer auf der Suche nach Handwerkszeugen, die einem das Schreiben erleichtern. Dabei bin ich vor einiger Zeit auf Scrivener gestoßen – und bin begeistert. Scrivener ist eine Software, die beim Planen, Strukturieren und Schreiben von längeren Texten, wie Whitepapers, Büchern/eBooks, Seminarunterlagen usw., hilft.
Mit Scrivener kann man nämlich längere Texte bequem in kleinere Kapitel zerlegen. So wird die Arbeit an einem großen Text übersichtlicher. Zudem gibt es verschiedene Layout-Vorlagen , die einem helfen, den Text gleich in das gewünschte Format zu bringen – ob man nun einen Roman, ein Drehbuch oder eine wissenschaftliche Arbeit verfassen will.
Die einzelnen Kapitel werden in der Seitenleiste angezeigt und lassen sich einfach durch Drag & Drop verschieben, wenn man merkt, dass ein Kapitel doch an eine andere Stelle gehört. Auch verschiedene Unterkapitel lassen sich so – eingerückt unter dem jeweiligen Überkapitel – übersichtlich anlegen.
Der große Vorteil: Man kann jederzeit an jeder Stelle im Dokument anfangen zu schreiben und behält immer den Überblick. Hier sehe ich eine der ganz großen Stärken von Scrivener im Vergleich zu Word.
In Scrivener gibt es außerdem einen „Karteikarten-Modus“ mit dem man den Überblick über die Struktur des Textes bewahren bzw. den Text vorab erst einmal planen kann.
Dazu kann man ganz einfach für jedes Kapitel eine Karteikarte anlegen, auf der man zusammenfasst, was in das jeweilige Kapitel schreiben möchte. Dann schiebt man die Karten herum und findet so seine Struktur.
Aber auch allen, die lieber erst einmal drauflos schreiben und erst während des Schreibens ihre Struktur finden, helfen die Karteikarten den Überblick über die Inhalte der einzelnen Kapitel zu bewahren.
Zusätzlich bietet Scrivener einen integrierten Outliner. Damit kann man automatisch die Überschriften und Kurz-Inhalte der Kapitel herausziehen. So dass man übersichtlich auf den Karteikarten sehen kann, was man in welchem Kapitel geschrieben hat. So kann man die Kapitel so hin und her schieben, dass die Struktur für den Leser nachvollziehbar wird.
Die Schnappschuss-Funktion ermöglicht es eine frühere Version eines Textes zu speichern und zu sichern. So kann man seinen Text überarbeiten und weiß doch, dass die frühere Version erhalten bleibt, falls einem die Überarbeitung nicht gefällt oder man sie noch einmal mit der vorigen Version vergleichen möchte.
Mit Scrivener kann man auch seine Quellen recht einfach verwalten. Man kann PDFs und Websiten in Scrivener abspeichern und sich im geteilten Bildschirm direkt neben dem Text, an dem man arbeitet, anzeigen lassen. Auch Fußnoten mit Quellenangabe lassen sich ganz leicht einfügen
Man kann außerdem zu jedem Kapitel eine Statistik zu seine Fortschritt anlegen. So sieht man welche Kapitel bereits abgeschlossen sind, an welchen man noch arbeiten muss und welche man noch gar nicht begonnen hat.
In einem „Binder“ kann man alle zusammengehörigen Dokumente gemeinsam abspeichern, so dass man sie bequem wiederfindet (das habe ich noch nicht ausprobiert, aber vielleicht brauche ich das bei meinem nächsten Projekt)
Etwas kann Scrivener NICHT: ein außergewöhnliches Layout. Die Software bietet nur relativ simple Layout-Möglichkeiten an. Es gibt ein paar Schriftarten, man kann unterschiedliche Schriftgrößen und Farben wählen, Bulletpoints und Aufzählungen einfügen – und das war’s. Doch Scrivener gibt auch ganz offen zu, dass es nur als Hilfsmittel für den Text gedacht ist. Seinem Text präsentationsfertig machen muss man dann in einem anderen Programm.
Der in Scrivener geschriebene Text lässt sich relativ leicht in unterschiedliche Programme, wie Word, ePub oder für Kindle, exportieren und kann dann wie gewünscht formatiert werden.
Scrivener gibt es sowohl für Windows als auch für Mac. Die Version für Windows kostet 40, die Version für Mac 45 Dollar, also rund 31 bzw. 35 Euro.
Leute, die so wie ich, sowohl mit einem Mac als auch mit einem Windows-PC/Laptop arbeiten, müssen – wenn sie auf beiden Geräten Zugang zu ihren Scrivener-Dateien haben wollen – leider beide Versionen kaufen. Da der Preis aber meiner Meinung nach noch im Rahmen liegt, kann man dies durchaus tun.
Außerdem muss niemand die Katze im Sack kaufen. Scrivener gibt es als 30-Tage-Testversion, die man 30-mal öffnen kann. Danach muss man sich allerdings entscheiden, ob man die offizielle Software-Lizenz kaufen mag oder nicht. Ich finde das fair. Vor allem, da es tatsächlich nicht 30 Tage sind (was mir immer ein schlechtes Gewissen macht, weil ich denke, jetzt müsste ich eine Sache ganz oft in dieser Zeit ausprobieren, um mich zu entscheiden), sondern 30 Tage, an denen man mit Scrivener tatsächlich arbeitet.
Mich hat Scrivener überzeugt. Alles in allem finde ich Scrivener ein wirklich sinnvolles Tool, für alle, die einen längeren Text schreiben wollen. Auch den Preis finde ich angemessen (wenn ich daran denke, was ich im Vergleich dazu schon für andere Software-Produkte ausgegeben habe…).
Probieren Sie Scrivener einfach mal aus. Laden Sie einfach die kostenlose Testversion der Schreib-Software herunter.
Schreiben Sie mir Ihre Erfahrungen mit Scrivener. Ich bin gespannt darauf.