Von Franziska Nauck

Mit der Kommasetzung auf Kriegsfuß? Hier die wichtigsten Regeln

„In Kommasetzung war ich übrigens nie gut.“ Das ist einer der Sätze, die wir oft hören, wenn wir Texte zu lesen bekommen. Die Frage, an welcher Stelle ein Komma gesetzt wird oder nicht, führt bei vielen Schreibenden zu großen Unsicherheiten.

Viele setzen Kommata „nach Gefühl“. Mal zu viele, meist eher zu wenige. Vor allem in Kurznachrichten wird gerne darauf verzichtet. Da kann dann schon mal ein Satz wie dieser herauskommen: Wir essen Opa.

Vermutlich soll Opa mit diesem Satz informiert werden, dass es Zeit zum Essen ist. Aufgrund eines fehlenden Kommas wurde der ahnungslose alte Mann jedoch das Opfer einer familieninternen, verbrecherisch-kulinarischen Verschwörung.

Hier macht das Komma den entscheidenden, ja strafrechtlich relevanten, Unterschied.
Korrekt muss es heißen: Wir essen, Opa. Eine völlig andere Aussage. Der Grund, warum hier ein Komma vor Opa zwingend notwendig ist: Anreden werden vom restlichen Satz abgetrennt. Fehlt das Komma, so wird die Anrede zum Teil des Satzes.

Auch wenn der Unterschied meist inhaltlich nicht ganz so drastisch ist: Falsche oder fehlende Kommata können den Sinn entstellen oder den Lesefluss stören. Daher heute mal ein grober Überblick über die wichtigsten Kommaregeln bzw. Regelgruppen.

Drei Prinzipien, die helfen, die Antwort auf die leidige Kommafrage zu finden: 

Prinzip 1: Das Komma steht zwischen den Teilen von Reihungen oder Aufzählungen. Dies können einzelne Wörter oder auch Hauptsätze sein.

Frühling, Sommer, Herbst, Winter

Ich kam, sah, siegte.
(
Falls Sie unseren Blogartikel von vergangener Woche gelesen haben: Ja, wir versuchen, nachhaltig zu leben. Das fängt mit recycelbaren Textbeispielen an :).

Hier bin ich Mensch, hier darf ich sein.

Er ist verliebt, aber unglücklich.

Ausnahme:

Kein Komma bei Reihungen, deren Elemente mit einem Bindewort wie und, oder, sowie etc. verbunden sind.

Frühling, Sommer, Herbst und Winter

Hier ersetzt das und das Komma.

Die Lieferung enthielt Röcke und Kleider sowie Blusen und T-Shirts.

Die Ausnahme der Ausnahme: aneinandergereihte Hauptsätze

Wenn nicht einzelne Wörter, sondern Hauptsätze mit und, oder, sowie etc. verbunden werden, dürfen Sie ein Komma setzen. Eben weil es Sätze sind und die Struktur durch das Komma übersichtlicher wird.

Fahr‘ mit dem Zug[,] oder steig zu mir ins Auto.

Ferdinand liegt auf der Wiese[,] und Konrad hängt die Wäsche auf.

 

Prinzip 2: Das Komma grenzt Zusätze ab.

Das ist Nadja, meine Geschäftspartnerin.

Er liebt Katzen, besonders die getigerten.

Ein Zusatz kann auch eingeschoben sein. Dann steht am Anfang und am Ende je ein Komma:

Darf ich Dir Nadja, meine Geschäftspartnerin, vorstellen?

Katzen, vor allem getigerte, faszinieren ihn einfach.

 

Prinzip 3: Das Komma steht zwischen Haupt- und Nebensatz.

Sobald wir alle Unterlagen haben, werden wir Ihren Antrag bearbeiten.

Wir werden Ihren Antrag bearbeiten, sobald wir alle Unterlagen haben.

Auch ein Nebensatz kann in den Hauptsatz eingeschoben sein. Dann steht am Anfang und am Ende des Nebensatzes je ein Komma.

Wir werden, sobald wir alle Unterlagen haben, Ihren Antrag bearbeiten.

Erst mal gar nicht so schwierig, oder?

 

Welches Prinzip hat Vorrang?

Nun ist manchmal nicht sofort klar erkennbar, welche Regel zur Anwendung kommt, denn es können sich z. B. Reihungen und Zusätze vermischen. Für solche Fälle gibt es diese

Regel:

Die Prinzipien 2 und 3 haben mehr Gewicht als Prinzip 1.

Wir schreiben häufig Texte, vor allem Blogartikel, und tauschen uns darüber aus.

Hier gibt es einen Zusatz – „vor allem Blogartikel“. Dieser verlangt ein Komma. Gleichzeitig gibt es eine Reihung mit und, für die kein Komma vorgesehen ist. Da aber die Regel 2 für Zusätze mehr Gewicht hat, steht am Ende des Zusatzes ein Komma.

In einem Nebensatz kann das so aussehen:

Er sagte, er brauche eine Pause, und verließ den Raum.

 

Nicht in jeden langen Satz gehört ein Komma

Nach unserem Gefühl setzen wir gern ein Komma in einem Satz, nur weil er lang ist. Das heißt aber noch lange nicht, dass darin eine Reihung, ein Zusatz oder ein Nebensatz vorliegen müsste.

Ein Beispiel:

(Falsch:) Nach einer schwierigen Phase mit Startschwierigkeiten und Missverständnissen, raufte sich das Team schließlich zusammen.

(Richtig:) Nach einer schwierigen Phase mit Startschwierigkeiten und Missverständnissen raufte sich das Team schließlich zusammen.

Merken Sie sich deshalb: Kein Komma ohne Grund setzen!

Konnten wir Ihnen mit diesen Grundregeln das Kommasetzen etwas erleichtern?
Sollten Sie einmal zweifeln, schicken Sie uns Ihren fraglichen Satz – wir schaffen gern Klarheit.

Herzlichst

Franziska Nauck und Nadja Buoyardane

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